Das Kraftwerk Erstfeldertal ist einen entscheidenden Schritt weiter und die sehr anspruchsvollen Projektziele für dieses Jahr wurden vollumfänglich erreicht: Anfang Oktober erhielt das Kraftwerk die Konzession und am 19. November auch die Baubewilligung. Am Mittwoch, 21. November 2018, wurde die Aktiengesellschaft offiziell gegründet. Der Verwaltungsrat der Kraftwerk Erstfeldertal AG mit Verwaltungsratspräsident Werner Jauch traf sich anschliessend an die Gründung zur ersten Sitzung. Der Baubeginn des Kraftwerks ist für Mitte 2019 geplant.
Der Verwaltungsrat (VR) der KW Erstfeldertal AG nach der Gründungsversammlung (von links): Rolf Müller, Peter Dittli (Vizepräsident), Werner Jauch (Verwaltungsratspräsident), Ruedi Cathry und Kurt Schuler.
Der Alpbach im Erstfeldertal ist eines der grössten Gewässer in Uri, die sich noch zur Stromgewinnung nutzen lassen. So erstaunt es auch nicht, dass die Vision eines Kraftwerks Erstfeldertal eine lange Geschichte hat. Bereits 1918, also vor 100 Jahren, wurden erste Stauversuche am Fulensee unternommen. In den 50er-, 60er- und auch 80er-Jahren rückte der Alpbach wieder in den Fokus der Energiegewinnung. Es wurden mehrere Projektstudien zur Nutzung des Bachs erstellt. Vor rund 10 Jahren schliesslich wurden nochmals verschiedene Projekte zur Wasserkraftnutzung im Erstfeldertal ausgearbeitet.
Trotz des grossen Potenzials blieb die Vision eines Kraftwerks Erstfeldertal sehr lange ein Wunsch und drohte gar zu platzen. Es waren vor allem Bedenken zum Schutz des Trinkwassers, die in den letzten Jahren ein Projekt für ein Wasserkraftwerk in weite Ferne rücken liessen.
Vision drohte zu platzen
Vor gut einem Jahr war ein Kraftwerk am Alpbach im Erstfeldertal praktisch kein Thema mehr. Dem Kraftwerksprojekt drohte das endgültige Aus. Die KEV-Zusage für das Projekt zuhanden der Gemeinde-werke Erstfeld wäre Ende 2017 endgültig ausgelaufen. Damit hätte das Projekt eine wichtige wirtschaftliche Basis verloren. Trotz der schwierigen Ausgangslage versuchte EWA, für die Gemeindewerke Erstfeld die Zusage für die kostendeckende Einspeisevergütung für das Kraftwerk zu verlängern und erarbeitete gleichzeitig eine Vorstudie für ein kleineres Werk. Die Verlängerung der KEV-Zusage gelang Ende Dezember 2017. Das war der Startschuss für die Wiederbelebung des Projekts und einen damit verbundenen Wettlauf gegen die Zeit: Damit die KEV-Zusage nicht doch noch verfällt, müssen bis Ende 2018 die Konzession und die Baubewilligung für das Projekt vorliegen. Dieser Prozess nimmt in der Regel mehr als zwei Jahre in Anspruch.
Wettlauf gegen die Zeit
Ab Jahresende 2017 ging es Schlag auf Schlag mit dem Projekt Kraftwerk Erstfeldertal. Aus dem Fast-Stillstand nahm es rasch und rasant Fahrt auf. Im März 2018 einigten sich die Projektpartner über die neue Projektorganisation. Am 23. März 2018 reichten sie bereits das überarbeitete Konzessionsgesuch ein. Im Juni 2018 konnten wichtige Einigungen mit Direktbetroffenen erzielt werden. Ende Juli wurde das Baugesuch zur Vorprüfung eingereicht. Im August konnten sich die Träger des Projekts mit den Umweltschutzorganisationen einigen. Am 3. Oktober 2018 erteilte der Urner Landrat dem Projekt die Konzession ohne Gegenstimme. Am 19. Oktober 2018 wurde das Baugesuch publiziert und aufgelegt. Da keine Einsprachen eingingen, erhielt das Projekt Kraftwerk Erstfeldertal am 19. November 2018 schliesslich die Baubewilligung.
Aussergewöhnlicher Effort von allen Beteiligten
Dieser Prozess im Zeitraffer, der einen Projektfortschritt bis hin zur Baubewilligung in weniger als der Hälfte der sonst üblichen Zeit möglich machte, ist eine einmalige und aussergewöhnliche Leistung. «Wir wurden am Anfang fast belächelt und unser Vorhaben als nahezu unmöglich und zum Scheitern verurteilt taxiert» erklärt Werner Jauch, Verwaltungsratspräsident der Kraftwerk Erstfeldertal AG. «Und es war tatsächlich ein sehr grosser Effort von allen Beteiligten nötig, damit das Projekt nicht am äusserst engen Zeitplan scheiterte. Die Projektmitarbeitenden leisteten unzählige Überstunden und verzichteten auf Ferien und Freizeit im 2018. Sonst hätte es nicht gereicht.» Ein weiterer Erfolgsfaktor für das Projekt ist die langjährige Erfahrung und das umfassende Knowhow in allen Bereichen des Kraftwerkbaus. «Aus unseren zahlreichen Kraftwerksprojekten kennen wir die einzelnen Schritte der Projektierung und des Bewilligungsverfahrens ganz genau» führt Werner Jauch aus. «Wir wissen, wie die Schritte ineinandergreifen, wie viel Zeit sie in Anspruch nehmen oder wer die wichtigen Anspruchsgruppen sind. Beim Kraftwerk Erstfeldertal kam uns weiter zugute, dass wir mit unserem Projekt aus dem Jahr 2008 schon Vorarbeit geleistet hatten, auf die wir zurückgreifen konnten.»
Klare Mehrheiten für das Kraftwerk
Ausschlaggebend für die Wiederbelebung des Projekts war auch, dass die Bevölkerung von Erstfeld und alle anderen Beteiligten sich mehrheitlich hinter das neu ausgearbeitete Projekt stellten. «Die Erstfelder Stimmbürgerinnen und -bürger gaben dem Projekt in einer Gemeindeabstimmung im Juni deutlich grünes Licht» erklärt Peter Dittli, Vizepräsident des Verwaltungsrats der KW Erstfeldertal AG. «Die getroffenen Einigungen mit den Direktbetroffenen und den Umweltorganisationen waren weitere wichtige Bausteine.»
Auch der Urner Landrat erteilte im Oktober 2018 die Konzession ohne Gegenstimme. «Das bestärkte uns darin, dass wir mit dem Projekt richtig liegen» führt Werner Jauch aus. «Aus der Vision Kraftwerk Erstfeldertal kann damit nach gut 100 Jahren bewegter Geschichte doch noch Realität werden.»
Kraftwerk Erstfeldertal AG gegründet
Das Kraftwerk Erstfeldertal ist ein Gemeinschaftswerk. Am Mittwoch, 21. November 2018, haben die beteiligten Partner EWA, Gemeindewerke Erstfeld, Kanton Uri und Korporation Uri die Kraftwerk Erstfel-dertal AG offiziell gegründet. Anschliessend an die Gründungsversammlung fand die erste Sitzung des Verwaltungsrats der KW Erstfeldertal AG statt. Präsidiert wird der Verwaltungsrat von Werner Jauch (Vor-sitzender der Geschäftsleitung EWA). Vizepräsident ist Peter Dittli (Geschäftsführer Gemeindewerke Erst-feld). Rolf Müller (Generalsekretär Amt für Finanzen Kanton Uri), Kurt Schuler (Verwalter Korporation Uri) sowie Ruedi Cathry (Leiter Installation EWA) sind Mitglieder.
Bauarbeiten beginnen im Juni 2019
Die Bauarbeiten für das Kraftwerk Erstfeldertal sollen bereits im Juni 2019 beginnen, die Inbetriebnahme der Winterturbine ist für Dezember 2020 geplant. «Wir investieren 36 Millionen Franken in das Kraftwerk Erstfeldertal», erklärt Verwaltungsratspräsident Werner Jauch. «Im Betrieb wird es Strom für rund 7200 Haushalte liefern. Die Energiestrategie des Kantons Uri feiert heuer ihr 10-Jahr-Jubiläum. Der Ausbau der Wasserkraft ist darin eine zentrale Stossrichtung. Das Kraftwerk Erstfeldertal unterstützt zusammen mit den anderen neuen Kraftwerken Bristen, Gurtnellen, Schächen und Palanggenbach diese Strategie und auch die Energiestrategie des Bundes. Diese Kraftwerke sind wichtige Säulen einer erneuerbaren und sicheren Energieversorgung.»
Darüber hinaus sind die Kraftwerke auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den Kanton Uri. Das gilt auch für das Kraftwerk Erstfeldertal. «Der überwiegende Teil der Wertschöpfung soll in und für Uri realisiert werden», führt Werner Jauch aus. «Das Kraftwerk wird pro Jahr rund 500‘000 Franken Wasserzinsen ge-nerieren und für zusätzliche Steuereinnahmen für die Gemeinde Erstfeld und den Kanton Uri sorgen. Und schliesslich sichert das Projekt auch bestehende Arbeitsplätze.»
Medienmitteilung als Download:
Gründungsversammlung KW Erstfeldertal AG (PDF)